Panikmache oder Realität ?

9 Monate lebt Jack nun schon irgendwo versteckt, damit er nicht aus Deutschland abgeschoben werden kann. Seine Anwältin und der AK versuchen, die letzten Möglichkeiten auszuschöpfen um noch ein Bleiberecht für ihn zu erreichen. Doch all diese formellen Aktivitäten lassen den Menschen fast vergessen. Ein freundlicher junger Mann, der nichts weiteres will, als in Deutschland leben, weil er in seinem Heimatland nicht sicher ist. Er hat eine Flucht aus seiner Heimat hinter sich, zwölf Jahre Warten auf die Entscheidung über seinen Asylantrag, drei Wochen Abschiebehaft, neun Monate Versteckspiel aus Angst vor der Abschiebung. Fast jeder einzelne Schritt der Gerichte, Behörden und Politiker kann mit Paragraphen begründet werden. Fast jeder Beteiligte „tut ja nur seine Pflicht“ und „kann nichts machen“. Kaum einer hat Verständnis für den Menschen. Im Gegenteil: „Wer dem hilft, der gehört auch rausgeschmissen!“ Diese ablehnende Haltung ist nicht nur die eines Einzelnen. Sie ist besonders oft da zu finden, wo man den Betroffenen eventuell helfen könnte. Oder ist das etwa die Meinung der Mehrheit in unserer Stadt / unserem Land? Dann soll diese Meinung aber auch offen vertreten werden !!!

Ich persönliche habe kein Vertrauen mehr in irgendeinen Politiker. Was ich im letzten Jahr so alles mitbekommen habe, macht mich sehr nachdenklich. Selbst das Wort „Petition“ hat einen Beigeschmack, seit ich weiß, wie die Entscheidung zustande kommt. Macht und Parteiinteressen stehen weit über dem Wohle der Menschen. Autoritärer Umgang ist wieder gefragt. Manipulation und Verdummung des Volkes wieder üblich. Dazu dienen viele Medien hervorragend. Fazit: Wir haben nicht aus der Geschichte gelernt. Halt! Die deutsche Geschichte ist tabu! Aber keine Angst, sie wiederholt sich auch nicht. Heutige und zukünftige Despoten gehen nicht mehr so plump vor. Doch das Ergebnis ist ähnlich: weniger leistungsfähige, andersdenkende oder andersfarbige Erdenbürger sind nicht erwünscht.

Panikmache oder Realität ?

 

Ich weiß, dass solch ein Gejammere nicht viel nützt, um die Zustände zu ändern. Ich will auch anderen Menschen nicht meine Meinung aufdrängen. Jeder muss sich seine eigene bilden. Ich bin aber froh in einem Land zu leben, in dem ich meine Meinung (noch?) äußern darf. 

Klaus Wehr, 20.05.2005